Installation im Alten Zeughaus Herisau
Frank Keller füllt das erste Obergeschoss mit T-Shirts, die von der Decke hängen. Wer sich durch die rund 520 Kleidungsstücke bewegt, gelangt an der Stirnwand zum Titel der Arbeit «AR 1969-2005», und damit zu den Hintergründen, die zur Installation geführt haben. Zwischen 1969-2005 haben sich laut Statistik 518 Menschen im Kanton Appenzell Ausserrhoden das Leben genommen. Aus der biografischen Verbundenheit des Künstlers mit dem Ort heraus ist eine installative Arbeit entstanden, die auf formal reduzierte Art mit einem Tabu bricht. Scheinbar nüchtern werden Zahlen taktil und raumgreifend umgesetzt, die Tode sichtbar gemacht und Denkketten in Gang gebracht. Aufdrucke auf den getragenen T-Shirts wie «sleep – dreams will come soon…» oder «follow me» bekommen im Kontext der visualisierten Suizidfälle eine befremdende Dimension. Die Frage nach möglichen Gründen für die hohe Selbstmordrate wird antwortlos in den Raum gehängt. Frank Keller interessieren die Zusammenhänge von Persönlichkeitsstrukturen und kulturellen und soziologischen Hintergünden. Ebenso leichtfüssig verführerisch wie doppelbödig involviert er mit Arbeiten wie «Boye» im Mannenweiher St. Gallen (2003-06) oder «Playground» im Zeughaus Teufen 2002 das Publikum in Diskurse um Klischeebilder, Geschlechterrollen und Selbstbestimmung.