boye

boye 2003

In den Hang gebettet auf einer Terrasse zum Freudenberg hinauf, hoch über den Türmen des Klosters und der Stadt liegen die Drei Weiern – St.Gallens beliebtester Naherholungsort. Allwettertauglich und ganzjahresbesucht zwar, liegt die hohe Zeit der Drei Weiern im Sommer und werden diese zum Ort der St.Galler Sonnen-, Bade- und Zeigefreuden. Dann tummelt sich hier Jung und Alt, wetteifern die Kopfsprünge, wagen sich die ersten Küsse – hier kehren sich die Leiber an die Luft.

Die „Boye“ liegt im Mannenweier. Fest verankert, in sich ruhend, nur vom Wind zu leisen Pirouetten getrieben, erinnert sie aus der Ferne an eine überdimensionierte Seerose, rosa und barock – und ist doch ein künstlicher Körper. Nähern sich ihr die Badenden, setzt eine Wandlung ein, gewinnt die „Boye“ mit verlorener Distanz zunehmend anthropomorphe Formen. Schon schwingen sich die Schwimmenden auf sie. Wie auf einem schaukelnden Rettungsring sitzend und sich an sie klammernd, werden jetzt ihre Rundungen und Wölbungen spürbar, schmiegt sich ihre glatte Oberfläche an Menschenhaut. Jetzt entpuppt die „Boye“ sich als ein Ring ineinander verschlungner Männertorsi – ineinander fliessende Gesässe in passender Umgebung: Mannenweier. So lädt die „Boye“ ein zum haptischen wie intellektuellen Dialog zwischen Nähe und Distanz, reizt zu Betrachtung und Eroberung.

notiert: Markus Wehrli

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